Badespaß mit Massengrab — israelische Soldaten gestehen

Occupied News
4 min readJan 23, 2022

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Nach über 70 Jahren gestehen israelische Soldaten das, worüber palästinensische Flüchtlinge schon immer berichteten: Im einstigen Küstendorf Tantura begangen zionistische Milizen 1948 ein Massaker — der heute in Israel beliebte Badestrand enthält ein Massengrab mit 200 hingerichteten Palästinenser:innen

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Die israelische Zeitung Haaretz enthüllte diese Woche, dass am beliebten Badestrand von Dor, wo einst das Dorf Tantura stand, ein Massengrab mit vermutlich 200 toten Palästinenser:innen entdeckt wurde. Das palästinensische Dorf wurde 1948 von zionistischen Milizen vollständig zerstört.

Palästinenser:innen & sowie Historiker, einschließlich israelischer, berichteten immer wieder davon, dass zionistische Milizen während der israelischen Staatsgründung 1948 mehrere Massaker an Palästinenser:innen in palästinensischen Dörfern verübt haben, um sie gewaltsam aus ihren Häusern & von ihrem Land zu vertreiben. Insgesamt wurden 1948 ca. 750.000 Palästinenser:innen gewaltsam vertrieben & über 500 ihrer Dörfer zerstört, um den jüdischen Staat Israel zu gründen. Bis heute dürfen die palästinensischen Vertriebenen & Flüchtlinge sowie deren Nachfahren nicht in ihre Heimat zurückkehren. Diese Tragödie von 1948 wird von den Palästinenser:innen als Nakba, auf Deutsch Katastrophe, bezeichnet.

Ein Massengrab am beliebten Strand Dor, wo einst das Dorf Tantura stand. Über 70 Jahre lang versuchten die einstigen Soldaten sowie der israelische Staat, das Massaker zu leugnen. Endlich gestehen die Täter von einst & eine israelische Zeitung berichtet darüber.

Nach über 70 Jahren gestehen ehemalige Angehörige der zionistischen Milizen & der heutigen israelischen Armee endlich die Taten, die sie in der Nacht vom 22. auf den 23. Mai 1948 in dem Dorf Tantura begangen haben. Sie vertrieben nicht nur die Dorfbewohner:innen & machten den Ort dem Erdboden gleich: Sie begingen auch ein Massaker an den Einwohner:innen mit vermutlich 200 oder mehr Toten. Jüdische Soldaten der Alexandroni-Brigade massakrierten unbewaffnete palästinensische Männer, nachdem sie in das Dorf eingedrungen & es erobert hatten. Das Grab ist 35 Meter lang & 4 Meter breit. “Sie haben darauf geachtet, es so zu verstecken, dass die kommenden Generationen dort spazieren gehen würden, ohne zu wissen, worauf sie treten”, so Katz, der lange dazu geforscht hat. Die israelische Zeitung Haaretz berichtete diese Woche ausführlich darüber.

Vertriebene aus Tantura, Mai 1948

Anlass für den Bericht in Haaretz ist der Dokumentarfilm “Tantura” des Filmemachers Alon Schwarz, in dem ehemalige Soldaten zu Wort kommen. Er wird aktuell auf dem Sundance Film Festival gezeigt & erzählt die Geschichte des Israelis Teddy Katz, der das Massaker in den 1990er Jahren im Rahmen seiner Magisterarbeit untersuchte. Als er seine Arbeit schrieb, wurde Katz von israelischen Militärveteranen unter Androhung rechtlicher Schritte gezwungen, seine Behauptungen über das Massaker zurückzuziehen. Die israelische Universität in Haifa unterstütze die Verleumdungskampagne gegen Katz & entzog ihm den Magister.

Heute sind der Ort des Massakers & das Massengrab, das für die Opfer ausgehoben wurde, ein beliebter Badestrand. Man geht davon aus, dass dort bis zu 200 Palästinenser:innen nach ihrer Ermordung begraben wurden.

Das einstige Tantura. So wie über 500 weitere palästinensische Dörfer existiert es seit 1948 nicht mehr. Es wurde von zionistischen Milizen für die israelische Staatsgründung vernichtet.

Einer der damals beteiligten Soldaten, Haim Levin, erzählt heute, dass ein Mitglied der Einheit zu einer Gruppe von 15 oder 20 palästinensischen Kriegsgefangenen ging “und sie alle umbrachte.” Levin sagt, er sei entsetzt gewesen & habe mit seinen Kameraden gesprochen, um herauszufinden, was vor sich ging. “Du hast keine Ahnung, wie viele diese Typen getötet haben”, wurde ihm gesagt.

Ein anderer Kampfsoldat der Brigade, Micha Vitkon, erzählte von einem Offizier, “der in späteren Jahren ein wichtiger Mann im Verteidigungsministerium war. Mit seiner Pistole tötete er einen Araber nach dem anderen. Er war ein bisschen gestört, & das war ein Symptom seiner Störung”.

“Es ist nicht schön, das zu sagen. Sie steckten sie [die Palästinenser] in ein Fass & schossen auf dieses. Ich erinnere mich an das Blut in dem Fass.“ — ein am Massaker beteiligter israelischer Soldat

Eines der grausamsten Zeugnisse ist das von Amitzur Cohen, der über seine ersten Monate als Kampfsoldat für die zionistischen Milizen spricht:

“Ich war ein Mörder. Ich habe keine Gefangenen gemacht.” Amitzur Cohen erzählt, dass er, wenn ein Trupp arabischer Soldaten mit erhobenen Händen dastand, sie alle erschoss. Wie viele Araber hat er außerhalb der Kämpfe getötet? “Ich habe nicht gezählt. Ich hatte ein Maschinengewehr mit 250 Kugeln. Ich kann nicht sagen, wie viele.”

Der palästinensische Aktivist Mohammed El Kurd zu den jüngsten Berichten in Haaretz zu dem Massaker in Tantura.

Mehr Informationen zur Nakba:

In kurz, aber doch ausführlich & fundiert zusammengefasst: http://www.offene-akademie.org/http://www.offene-akademie.org/wp-content/uploads/2021/03/OA2020-Yacob-1.pdf

Das Buch des israelischen Historikers Ilan Pappe “Die ethnische Säuberung Palästinas”, Haffmans & Tolkemitt

Der Artikel in Haaretz, auf den in diesem Beitrag mehrmals hingewiesen wurde:
https://www.haaretz.com/israel-news/.premium.HIGHLIGHT.MAGAZINE-there-s-a-mass-palestinian-grave-at-a-popular-israeli-beach-veterans-confess-1.10553968?utm_source=dlvr.it&utm_medium=twitter

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