Frei & fast tot: Das Ende von 141 Tagen Hungerstreik — Dienstag, 04.01.2021
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Der Palästinenser Hisham Abu Hawash beendet heute erfolgreich nach 141 Tagen seinen Hungerstreik gegen seine Administrativhaft, d.h. Willkürhaft ohne Nennung von Gründen, Beweisen oder gar Anklage oder Gerichtsurteil. Diese Form der Haft ist beliebig oft verlängerbar & wird von israelischen Behörden ausschließlich gegen Palästinenser:innen im besetzten Westjordanland verhängt. Manche müssen so mehrere Jahre in Besatzungsgefängnissen verbringen.

Mittlerweile ist der Gesundheitszustand Hawashs akut lebensbedrohlich: Er kann seine Beine nicht mehr bewegen, nicht sprechen, nicht mehr sehen & kaum hören, er hat massive Herz-Rhythmus-Störungen, seine Nieren versagen, wodurch sich nun eine Blutvergiftung eingestellt hat & ist immer wieder ohne Bewusstsein; Beamte der Kommission für Gefangenenangelegenheiten der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) erklärten am Montag, sein Zustand ähnle dem des “klinischen Tods”.
Abu Hawash wird sein restliches Leben unter den gesundheitlichen Folgen dieses Hungerstreikes leiden. Er ist Vater von 5 Kindern & eines von vielen Opfern der Willkürjustiz der Besatzung. Sein Hungerstreik verlief in deutschen Medien weitgehend unbeachtet.

Trotz des lebensgefährlichen Zustandes weigerten sich die israelischen Behörden bis heute Nachmittag, Hawash endlich freizulassen oder ihn wenigstens anzuklagen, also etwas konkret vorzuwerfen. Menschenrechtsgruppen bezeichnen Israels jahrelange Praxis der Administrativhaft als “systematisch & willkürlich” sowie als eine Form der kollektiven Bestrafung & weisen darauf hin, dass ihr extensiver Einsatz eine Verletzung des Völkerrechts darstellt, “insbesondere in Bezug auf die international anerkannten Grundsätze eines fairen Verfahrens”.
In einem von den palästinensischen politischen Parteien beschlossenen Schritt zur Unterstützung Abu Hawashs hatten sich die aktuell 500 Administrativhäftlinge zu Beginn des neuen Jahres dazu entschlossen, die Justizbehörden der Besatzung zu boykottieren: Sie verweigerten ihr Erscheinen zu den Gerichtsterminen. Der Boykott betraf sowohl die ersten Anhörungen zur Aufrechterhaltung der Verwaltungshaft als auch die Berufungsanhörungen & die späteren Sitzungen des Obersten Gerichtshofs. (Falls hier jetzt Verwirrung für den Leser:in entsteht: Bei diesen Gerichtsterminen werden den Häftlingen weder Gründe für die Administrativhaft oder deren Verlängerung genannt, sie werden auch nicht zu einer Strafe verurteilt, es wird im Wesentlichen nur mitgeteilt, dass sie Haft bleiben oder endlich gegen dürfen). Seit Wochen demonstrierten ununterbrochen Palästinenser:innen im gesamten Gebiert des historischen Palästina für die sofortige Freilassung Abu Hawashs.

Erste Impressionen nach der Entscheidung


