Neuer Siedlermob, 1029 neue Siedlerwohnungen & wieder 1 toter Palästinenser — Dienstag, 28.03.2023

Occupied News
4 min readMar 28, 2023

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Erneut zog ein Mob gewalttätiger Siedler, angeführt vom Knessetmitglied Tzvi Sukkot, durch die besetzte palästinensische Ortschaft Huwara & verletzte mind. sechs Palästinenser, einen davon schwer. Sie griffen Palästinenser:innen tätlich an, setzten wieder Wohnhäuser & Fahrzeuge in Brand, versprühten Pfefferspray & beschädigten Autos, Häuser sowie Geschäfte. Ahmad Jebreen, Leiter der Notaufnahme des Palästinensischen Roten Halbmonds in Nablus, berichtete, dass sein Krankenwagen angegriffen wurde, als er versuchte, die Verletzten zu transportieren.

Ahmad Jebreen vom Palästinensischen Roten Halbmond steht vor einem der Krankenwagen, die am 27. März von israelischen Siedlern angegriffen wurden [Shadi Jarar’ah/Al Jazeera].

“Während wir die Verletzten in das Notfallzentrum brachten, griffen die Siedler den Krankenwagen vor den Augen der Besatzungssoldaten an”, gab Jebreen gegenüber Al Jazeera an. Der jüdisch-israelische Mob überfiel Huwara während der Iftar-Zeit, als die Muslime ihr tägliches Fasten brachen. Ein Video, das von Al Jazeera verifiziert wurde, zeigt, wie israelische Siedler einen palästinensischen Krankenwagen auf der Hauptstraße in Huwara mit Steinen bewerfen, während israelische Soldat:innen, die nur wenige Meter entfernt stehen, dabei zusehen. Zwei Krankenwagen des Roten Halbmonds wurden schwer beschädigt.

Während des Angriffs wurden israelische Soldat:innen dabei gefilmt, wie sie Palästinenser:innen schlugen & verhafteten, Tränengas auf sie abfeuerten & sie zwangen, ihre Geschäfte zu schließen.

Die Stadt war im vergangenen Monat Schauplatz eines Siedlerangriffs, bei dem ein Palästinenser getötet & mind. 390 weitere verletzt wurden, bevor der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich die “Auslöschung” der Stadt forderte. Der erneute, gestrige Anschlag ereignete sich wenige Stunden, bevor ein Palästinenser seinen Schussverletzungen erlag, die er bei einem groß angelegten Überfall des israelischen Militärs in Nablus im vergangenen Monat erlitten hatte. Bei dem als “Massaker” bezeichneten Angriff wurden 12 Palästinenser getötet, darunter ein Kind sowie 3 Großväter & 102 weitere Palästinenser:innen verletzt, 82 davon mit scharfer Munition, darunter 3 Journalisten.

Bei dem 12. Todesopfer dieses Militärüberfalls handelt es sich um Omair Lolah (23) aus dem Dorf Zawata bei Nablus. Am heutigen Dienstagmorgen fand in Nablus ein Begräbnis für ihn statt.

Die Zahl der in diesem Jahr durch israelische Besatzungskräfte, einschließlich Siedler, getöteten Palästinenser:innen (Zivilisten & Widerstandskämpfer) im Westjordanland inkl. Jerusalem & dem Gazastreifen ist somit auf 96 gestiegen, darunter 18 Kinder & 1 Frau.

Omair Lolah (23)

Das palästinensische Gesundheitsministerium verurteilte gestern die Zerstörung von Krankenwagen & die zunehmenden Angriffe auf das Gesundheitssystem, einschließlich des medizinischen Personals.

“Die Beharrlichkeit der Besatzung [Soldaten] & der Siedler, Behandlungszentren & medizinisches Personal anzugreifen & die Bewegung von Krankenwagen & Sanitäter:innen zu behindern, nimmt von Tag zu Tag dramatischer zu”, erklärte das Ministerium am Montagabend & fügte hinzu, dass es “an internationale Institutionen & Organisationen appelliert, einzugreifen”.

Letzte Woche feuerten israelische Streitkräfte bei einer Razzia im Flüchtlingslager Qaddoura mehr als zwei Stunden lang Dutzende von Tränengaskanistern & Blendgranaten auf das öffentliche Krankenhaus von Ramallah. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums erlitten Dutzende von Menschen, darunter auch Kinder, eine Tränengasinhalation.

Auch in anderen Gebieten kam es am gestrigen Montagabend zu Angriffen auf Palästinenser: In Jerusalem verprügelten Israelis mindestens einen Palästinenser bei Protesten gegen die Entscheidung des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu, die geplanten Änderungen am israelischen Justizsystem zu stoppen. Seit dem Siedlerpogrom von Huwara kommt es immer wieder zu Siedlerangriffen, ohne dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden.

Letzte Woche steckten israelische Siedler nachts ein palästinensisches Haus im Dorf Sinjil nördlich von Ramallah im zentralen besetzten Westjordanland in Brand. Der Familie, die zum Zeitpunkt des Angriffs zu Hause schlief, gelang es, sich in Sicherheit zu bringen.

Smotrichs Äußerungen & positive Positionierung zur aktuellen Siedlergewalt stehen im Einklang mit dem Vorgehen der Ende 2022 an die Macht gekommenen rechtsextremen israelischen Regierung, die die illegale jüdische Besiedlung des Westjordanlandes verstärkt hat.

Trotz der kürzlich auf dem Gipfel in Sharm Al Sheikh gemachten Zusage, den Siedlungsausbau im völkerrechtswidrig besetzten Westjordanland & Jerusalem zu stoppen, hat die israelische Regierung Ausschreibungen für 1.029 Siedlungseinheiten veröffentlicht, wie die israelische Menschenrechtsorganisation Peace Now am vergangenen Freitag bekannt gab. Nach Angaben der Friedensorganisation wurden die Ausschreibungen für 940 neue Siedlungseinheiten in den illegalen Siedlungen Efrat & Beitar Illit sowie 89 in Ost-Jerusalem veröffentlicht.

Israel treibt den Ausbau der Siedlungen im besetzten Westjordanland voran. (Archivfoto: via MEMO)

Peace Now betonte, dass “Lügen & Verstöße” gegen die erst vor wenigen Tagen eingegangenen Verpflichtungen “ein sicherer Weg sind, um Israel in ein isoliertes Land zu verwandeln”.

Es geht dabei um die israelische Zusage während des Gipfeltreffens in Sharm Al Sheikh zwischen Israel, der Palästinensischen Autonomiebehörde, Ägypten, Jordanien & den USA am 19. März 2023, bei dem ein viermonatiger Baustopp beschlossen wurde, um die Spannungen abzubauen. “Trotz der Verpflichtungen Israels gegenüber seinen Verbündeten in der ganzen Welt scheint es weiterhin Bauvorhaben zu fördern, die die Chancen auf eine politische Einigung beeinträchtigen und die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern sowohl kurz- als auch langfristig verstärken”, so die Peace Now.

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