Panzerabwehrrakten auf Flüchtlingslager — Sonntag, 05.02.2023
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Israelische Besatzungssoldat:innen haben im Westjordanland erneut einen unbewaffneten Palästinenser erschossen.
Abdullah Sami Qalalweh (26) wurde am Freitagabend durch “Kugeln der israelischen Besatzung in der Nähe der Stadt Huwara, südlich von Nablus” getötet, so das palästinensische Gesundheitsministerium in einer Erklärung. Die offizielle palästinensische Nachrichtenagentur WAFA zitierte Ahmad Jibril, einen Sprecher des Palästinensischen Roten Halbmonds, mit den Worten, das Opfer sei nur wenige Minuten, nachdem es von den israelischen Besatzungskräften lebensgefährlich verletzt worden war, gestorben.
Die israelische Armee teilte mit, ihre Streitkräfte hätten auf einen “Angriff” auf die Soldaten eines militärischen Außenpostens reagiert, nachdem ein Verdächtiger “auf einen militärischen Außenposten in der Nähe eines Armeestützpunktes in der Region Huwara zugelaufen” sei. Qalalweh habe “versucht, einen der Soldaten anzugreifen”, woraufhin “ein anderer Soldat, der sich vor Ort befand, auf den Verdächtigen geschossen und ihn getroffen” habe. Dabei bestätigt selbst die Armee, dass Qalalweh unbewaffnet war.
Mit dem Tod von Qalalweh steigt die Zahl der in diesem Jahr von den Besatzungskräften getöteten Palästinenser auf 37, darunter 9 Kinder & eine ältere Frau. Im gleichen Zeitraum wurden 1 ukrainischer & 6 israelische Siedler, darunter ein Kind, in den besetzten palästinensischen Gebieten getötet. Ein weiterer Israeli verstarb diese Woche an Verletzungen, die er bei einem palästinensischen Anschlag in Israel erlitt.
Mindestens 13 Palästinenser:innen wurden am Samstag verletzt, zwei von ihnen schwer, nachdem israelische Besatzungskräfte bei einer Razzia im Flüchtlingslager Aqbat Jabr in der Stadt Jericho im besetzten Westjordanland Tränengas, scharfe Munition & sogar Raketen abgefeuert hatten. Das ortsansässige Krankenhaus rief die Einwohner:innen zu Blutspenden auf.
Die israelischen Streitkräfte feuerten während ihres 5-stündigen Überfalls eine Panzerabwehrrakete ab, um Palästinenser:innen festzunehmen, wie der israelische Rundfunk bestätigte. Die palästinensische Gesellschaft des Roten Halbmonds beschuldigte Israel, wieder einmal Krankenwagen den den Zugang zu den Verletzten blockiert zu haben.
Jericho, eine Stadt mit 37.000 Einwohner:innen, wurde vom israelischen Militär eine Woche lang weitgehend abgeriegelt, da die israelischen Besatzer:innen nach Verdächtigen für eine Schießerei aus dem Auto heraus in der Nähe einer illegalen israelischen Siedlung unweit von Jericho fahndeten.
Die israelische Armee hat mind. 10 Personen verhaftet, unter denen sich Verdächtige befinden sollen, die für die Schießerei gesucht wurden. Auch soll ein Journalist verhaftet worden sein. “Dies ist Teil eines sehr gewalttätigen Jahresbeginns im besetzten Westjordanland — 36 Palästinenser wurden bisher getötet”, so Journalist Smith von Al Jazeera, nachdem er auch auf das Blutbad von Jenin am 26.01.2023 verwies, bei dem 10 Palästinenser:innen getötet wurden.
“Und das alles vor dem Hintergrund der neuen rechtsextremen israelischen Regierung, in der ein Kabinettsminister sitzt, der von Siedler:innen gewählt wurde, die entschlossen sind, das Siedlungsprojekt im besetzten Westjordanland voranzutreiben und den Palästinenser:innen das Leben noch schwerer zu machen als es ohnehin schon ist.”, so Smith weiter.
In Aqbat Jabr, einem von 19 palästinensischen Flüchtlingslagern im besetzten Westjordanland, leben mehr als 8.000 Menschen. Laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen verfügen die Menschen dort über unzureichende Unterkünfte und Abwassersysteme.
Die jüngste Zunahme der Tötungen durch israelische Soldat:innen ist Teil der verstärkten nächtlichen Razzien, insbesondere in den nördlichen besetzten Städten Jenin & Nablus, die unter dem Banner der Niederschlagung des begrenzten bewaffneten palästinensischen Widerstands gegen die völkerrechtswidrige israelische Besatzung durchgeführt werden. Zum anderen spielt die regelmäßige Straflosigkeit bei Ermordungen durch Soldat:innen eine Rolle.